Ein wunderschönes und kostengünstiges Aquascape ohne CO2 einrichten und pflegen? So funktioniert’s!

Bepflanztes Aquascape ohne CO2 mit Zierfischen und einfachen Wasserpflanzen in einem Standardaquarium
So sah das Low-Tech Aquascape ohne CO2 nach 6 Wochen Standzeit aus.

Kennst du diese wunderschön eingerichteten und bepflanzten Aquarien, die in der Aquaristik als Aquascape bekannt sind? Im Gegensatz zum klassischen Gesellschaftsaquarium wird bei einem Aquascape besonders viel Wert auf eine schöne Bepflanzung, gesunde Aquarienpflanzen, die perfekte Anordnung von Hardscape und ein harmonisches Gesamtbild gelegt. Es stehen weniger die Tiere im Vordergrund, sondern mehr das Gesamtbild des Aquariums.

Und meistens sind diese Aquarien auch sehr pflegeintensiv und benötigen eine Menge an hochwertiger, teurer Technik. Aber geht das eigentlich auch in günstig? Mit einem ganz normalen Standard-Aquarium, wie man es im Baumarkt oder in der Zoofachhandlung als Komplettset erhält?

Ich habe es selbst ausprobiert und zeige dir hier, wie du aus einem Aquarium-Einsteigerset ein tolles und günstiges Aquascape ohne CO2 mit minimalem Pflegeaufwand einrichten kannst, ganz ohne teure Technik!

Vor der Neueinrichtung

Damit du siehst, was alles möglich ist, hier einmal ein Foto des Beckens vor der Umgestaltung. Das Becken wurde zuvor nicht von mir gepflegt und lief einfach so vor sich hin – sah dann auch ziemlich lieblos aus das Ganze.

Ich hab mir dann anschließend die Erlaubnis eingeholt es umzugestalten. Der Plan war: Es soll ein relativ stark bepflanztes, aber pflegeleichtes Aquarium werden – und das mit so wenig Technik wie möglich.

Eingerichtetes Aquarien-Komplettset mit einfachen Hintergrundpflanzen und Fischen
Das Becken vor der Umgestaltung war wirklich nicht schön anzuschauen.

Das Aquarium und die passende Technik

Beim Aquarium handelt es sich um ein 80 x 35 x 45 cm Aquarium mit einem Fassungsvermögen von 126 L. Es wurde damals als Komplettset beim Hornbach gekauft inklusive Eheim Aquaball Innenfilter, einem passendem Regelheizer und einer Eheim Classic LED Beleuchtung.

Den größten Teil des Setups wollte ich weiterverwenden, also entschied ich mich, nur die Beleuchtung gegen die JBL LED Solar Natur mit 37 Watt und 3.800 Lumen auszutauschen. Die zuvor verwende Eheim Classic LED hatte nur 1.085 Lumen. Für ein gesundes und schönes Pflanzenwachstum war mir das etwas zu wenig Leistung. Die JBL habe ich gebraucht, günstig auf Kleinanzeigen gefunden, aber auch neu ist sie nicht besonders teuer und für eine preisgünstige Aquarien-LED hat sie auf jeden Fall auch genug Leistung für optimales Pflanzenwachstum.

Da ich aufgrund des Standorts keinen Außenfilter verwenden kann, habe ich das Becken mit dem bereits vorhandenen Eheim Aquaball betrieben. Der grüne Innenfilter gefällt mir allerdings so gar nicht und ich glaube da muss ich mich noch nach einer Alternative umschauen 😄 von der Leistung reicht er aber aus. Normale Schwämme und Filterwatte kamen als Filtermedien zum Einsatz.

Ein Heizer verwende ich aktuell nicht, da die Zimmertemperatur im Sommer für meinen Tierbesatz vollkommen ausreichend ist. In den Wintermonaten werde ich ihn aber wohl wieder einsetzen müssen.

Also, alles sauber gemacht und los ging der Spaß.

Das Aquarium einrichten – Bodengrundaufbau, Wurzeln und Steine

Lavagranulat und Aquariensoil – das wichtigste Grundgerüst für gesunde Aquarienpflanzen

Mit das Wichtigste in einem Aquarium, wenn es später stark bepflanzt werden soll ist der richtige Bodengrundaufbau. Da ich keine CO2-Anlage verwende, aber dennoch ein schönes Pflanzenwachstum haben möchte, benutze ich hier aktiven Soil-Bodengrund (was üblicherweise bei Aquascapes verwendet wird). Soil-Substrate enthalten wichtige Nährstoffe für die Pflanzen, stabilisieren den pH-Wert und machen das Wasser leicht sauer, was außerdem für die meisten Pflanzen und Fische aus tropischen Gebieten von Vorteil ist.

Soil waschen?

Soil sollte vorher niemals gewaschen werden, wie man es vielleicht von anderen Bodengründen wie Kies oder Sand kennt, da er sich sonst auflöst und die Nährstoffe verloren gehen. Zudem macht es einen ziemlichen Dreck da Soil im Grunde nur gebrannte Erde ist.

Bevor ich den Soil-Bodengrund ins Aquarium schütte, verwende ich allerdings noch eine Schicht aus Lavagranulat. Dadurch findet eine bessere Wasserdurchflutung im Bodengrund statt, es können höhere Hardscape-Aufbauten realisiert werden und man muss dadurch nicht so viel teures Soil verschwenden. 😉

Bodengrundaufbau im Aquarium aus Lavagranulat und darüber einer Schicht Soil
Optimaler Bodengrundaufbau aus Lavagranulat und Soil.

Versteinertes Holz und rote Moorwurzeln

Der Hardscape-Aufbau besteht aus versteinertem Holz und roten Moorwurzeln. Insgesamt habe ich ca. 10 kg an versteinertem Holz, sowie 2 Sets der Moorwurzeln (Set S + Set M) verwendet. Das hat ziemlich gut gereicht und ich habe sogar noch eine größere Wurzel übrig. Ich würde dir auch empfehlen, immer etwas mehr zu bestellen, damit du beim Gestaltungsprozess nicht so eingeschränkt bist und genug Auswahl hast. Am besten probierst du dann ein paar unterschiedliche Layouts aus und entscheidest dich dann ganz in Ruhe für eins. Das Holz und die Steine habe ich von Garnelen Guemmer erhalten. Du findest im Shop von Garnelen Guemmer eine große Auswahl an Wurzel-Hardscape.

Da das Holz sehr leicht ist und ohne Befestigung später beim Befüllen mit Wasser aufschwimmen würde, ist es wichtig, das Holz gut zu verkleben oder zu beschweren. Eine sehr gute Methode ist hier das Verkleben mit Watte oder auch mit Zigarettenfilter. Dazu verwende ich etwas Filterwatte, die ich zu einer kleinen Kugel forme und dann zwischen das zu verklebende Hardscape stecke. Anschließend wird der Watteball mit einem flüssigen Sekundenkleber getränkt. Der Kleber trocknet sehr schnell und das Hardscape hält super zusammen. Somit muss man sich keine Sorgen um aufschwimmendes Holz machen.

Wichtig ist hierbei nur, dass es Sekundenkleber auf Cyanacrylatbasis ist, da dieser für die Aquarienbewohner unschädlich ist. Ich verwende zum Verkleben von Hardscape seit Jahren diesen Kleber: Sekundenkleber auf Cyanacrylatbasis

Fertiger Hardscape Aufbau im Aquascape mit versteinertem Holz und roten Moorwurzeln
Das finale Hardscape kurz vor dem Bepflanzen – es wurde mit Sekundenkleber und Watte verklebt.

Die Wahl der richtigen Pflanzen für dein Aquarium

Nicht alle Pflanzen sind leicht zu halten. Manche benötigen mehr Licht, manche kommen mit weniger zurecht. Viele benötigen eine zusätzlich CO2-Versorgung, aber es gibt auch einige, die auch ohne eine CO2-Zugabe gut wachsen. Mach dir deshalb am besten davor schon ein paar Gedanken, welche Pflanzen du für dein Aquarium verwenden möchtest.

Geöffneter Becher einer invitro-Aquarienpflanze im Aquascape
Pflanzen aus inVitro-Kultur sind frei von Schnecken, Algen und Pestiziden.

Einfache und pflegeleichte Aquarienpflanzen aus in Vitro-Kultur

Neben Topf- bzw. Bundpflanzen gibt es auch inVitro-Pflanzen, die ich auch verwendet habe. Das sind Pflanzen die unter sterilen Bedingungen vermehrt werden und somit frei von Schnecken, Algen und Pestiziden sind. Wenn du also keine unerwünschten Schnecken im Aquarium haben möchtest (auch wenn diese sehr nützlich sind 😅), sind Pflanzen aus inVitro-Kultur die beste Wahl.

Diese kann man übrigens auch super für ein Wabi-Kusa verwenden. 😉

Ein Aquascape ohne CO2-Zugabe

Da ich dieses Becken als Low-Tech Aquascape ohne CO2 betreibe, habe ich mich gegen eine CO2-Anlage und auch gegen ein extrem starkes Licht entschieden. Es sollte so einfach wie möglich zu halten sein. Deshalb habe ich nur Aquarienpflanzen verwendet, die mit weniger Licht zurechtkommen und auch ohne CO2 gut wachsen können. Bei Garnelen Guemmer kannst du Aquarienpflanzen nach Schwierigkeitsgrad filtern und dir so nur einfache und pflegeleichte Wasserpflanzen anzeigen lassen und aussuchen.

Töpfe von Invitro-Aquarienpflanzen im Aquarium und auf dem Hardscape angeordnet
Um einen ersten Überblick zu bekommen wie das Aquarium später bepflanzt werden soll, habe ich die einzelnen Töpfe vor dem finalen Bepflanzen im Becken angeordnet.

InVitro-Pflanzen werden in einem Nährgel oder ein Nährstoffflüssigkeit kultiviert, das vor dem Bepflanzen kurz unter fließendem Wasser abgespült werden sollte. Anschließend habe ich die Pflanzen in kleinere Portionen geteilt um eine größere Fläche bepflanzen zu können. Für das Pflanzen machst du den Bodengrund am besten etwas feucht und verwendest eine kleine Pinzette, da es doch eine sehr filigrane Arbeit sein kann. Das macht das Bepflanzen um einiges einfacher.

Die Wochen danach und die ersten Probleme

Hilfe, ich habe weißen Glibber auf meinen Wurzeln!

Oftmals entsteht kurze Zeit nach dem Einsetzen und dem ersten Kontakt mit Wasser ein weißlicher, glibberartiger Schleim auf den Wurzeln. Dieser Schleim ist bei neuen Wurzeln ganz normal, kann stärker oder schwächer auftreten (abhängig von der Wurzel) und nennt sich Bakterienrasen. Ein Bakterienrasen tritt vor allem auf organischem Material auf, da die Bakterien dort am meisten Nahrung finden. In der Einfahrphase eines Aquariums verschwindet er von selbst wieder, sobald sich das Aquarium stabilisiert hat. Für die Beckenbewohner ist er vollkommen harmlos und Schnecken oder Garnelen mögen diesen Schleim sogar ganz gerne. 🙂

Wenn du einen Bakterienrasen auf den Wurzeln im Aquarium entdeckst und er dich sehr stört, kannst du ihn kurzzeitig entfernen, indem du mit einem Schwamm oder einen alten Zahnbürste vom Holz schrubbst oder ihn während dem Wasserwechsel mit dem Schlauch absaugst. Der Bakterienrasen kommt allerdings so oft wieder, bis die Nährstoffe alle verwertet sind. Deshalb kannst du diesen Prozess auch ohne Probleme einfach abwarten.

Bakterienrasen auf einer Wurzel im Aquarium
Ein Bakterienrasen in der Einfahrphase kommt bei Wurzeln häufig vor und verschwindet meist von selbst.

Das Wasser im Aquarium ist trüb!

Zudem kann bei neuen Aquarien das Wasser in den ersten Wochen nach der Einrichtung anfangen, sehr trüb zu werden. Ist das Wasser milchig handelt es sich um eine Bakterienblüte. Diese entsteht vor allem dann, wenn das Gleichgewicht im Aquarium noch nicht stabil genug ist. Entstehen kann eine Bakterienblüte in der Einfahrphase durch das Animpfen mit zu vielen Bakterien, durch Ansammlungen organischer Materialien oder durch einen Nährstoffüberschuss im Aquarium. Die Bakterien steigen an und sammeln sich im Freiwasser, wodurch das milchig, trübe Wasser entsteht.

Wenn die Bakterienblüte nicht zu stark ist und Faktoren wie ein ausreichend großer Filter, ein nicht zu warmes Wasser (Bakterien vermehren sich bei Wärme schneller) und keine organischen Reste vorhanden sind, verschwindet die Bakterienblüte in der Einfahrphase üblicherweise von selbst wieder. Durch häufige Wasserwechsel kann man die Bakteriendichte im Wasser außerdem reduzieren. Sollten bereits Tiere im Becken sein, ist es wichtig auf eine ausreichende Sauerstoffversorgung zu achten, da bei einer Bakterienblüte oft ein Sauerstoffmangel herrscht.

Neu eingerichtetes Aquascape hat eine Bakterienblüte und trübes, milchiges Wasser
Auch eine Bakterienblüte in den ersten Wochen nach dem Einrichten kann auftreten und zeigt an, dass sich das Gleichgewicht im Aquarium noch nicht richtig stabilisiert hat.

Und dann auch noch die ersten Algen

Mit großer Wahrscheinlichkeit wirst du relativ schnell die ersten Algenphasen in deinem Aquarium entdecken. Diese sind in neu eingerichteten Aquarien nicht selten und noch kein Grund zur Sorge, da sie meistens ganz von alleine wieder verschwinden, sobald sich das ganze Ökosystem eingependelt hat und die Pflanzen zu wachsen beginnen.

Um einem übermäßigen Algenwachstum entgegen zu wirken helfen viele Pflanzen zu Beginn besonders gut, da sie als Konkurrent zu den Algen stehen. Sehr nützlich sind hier vor allem schnellwachsende Stängelpflanzen. 🙂

Wöchentliche Pflege, Düngung und Beleuchtungsdauer des Low-Budget Aquariums

Das Aquarium wird alle 1-2 Wochen gedüngt, je nach dem, wie viel Zeit oder Lust ich für den Wasserwechsel habe. Gewechselt wird ca. 30 % vom Wasser. Ich verwende reines Leitungswasser ohne irgendwelche Zusätze oder Wasseraufbereiter. Nach dem Wasserwechsel wird mit Flüssigdüngern von MasterLine gedüngt. Ich dünge also nur alle 1-2 Wochen und nicht täglich. Um die Pflanzen optimal mit allen essentiellen Nährstoffen zu versorgen benutze ich für die Mikronährstoffe den MasterLine I (12 ml), für die Makronährstoffe den MasterLine II (22 ml) und als Kohlenstoffquelle den MasterLine Carbo (10 ml).

Beleuchtet wird das Aquarium für 7 Stunden täglich und ca. alle 4 Wochen gibt es einen kleinen Rückschnitt der Stängelpflanzen.

Noch ein paar abschließende Worte und Tipps zum erfolgreichen Start deines (ersten) Low-Tech Aquascapes!

Jedes Aquarium ist anders und nicht jedes Aquarium kann gleich betrieben werden oder hat den gleichen Pflegeaufwand. Bei manchen treten mehr Probleme auf, bei anderen weniger und das Aquarium läuft quasi problemlos. Besonders beim Einstieg in die Aquaristik kann die Flut an Informationen, die man im Internet so findet oftmals erschlagend wirken. Ließ dich ein wenig ein, überlege nicht zu viel und fang einfach an. Geh dennoch überlegt an die Sache ran, besonders wenn Tiere im Spiel sind.

Fang mit einem kleinen Aquascape ohne CO2 oder viel Technik an und überstürze nichts. Solang keine Lebewesen im Becken sind, kann auch nicht viel schief gehen. Probleme wie z.B. Algen, ein Bakterienrasen, eine Bakterienblüte und auch noch viele mehr sind, wie du siehst, ganz normal und sie treten in jedem Becken auf. Ganz egal, wie schön die Aquarien sind, die man im Internet so sieht. Und so wie überall, ist auch in der Aquaristik oft weniger mehr. 😉

Du möchtest auch so ein Aquascape für Anfänger einrichten oder einfach nur ein schönes, pflegeleichtes und günstiges Aquascape haben? Für alle, die gerne in einem Video sehen möchten, wie ich das Aquarium Schritt für Schritt eingerichtet habe, gibt es auf meinem YouTube Kanal ein komplettes Einrichtungsvideo.

Das Hardscape (Steine und Wurzeln), sowie die Pflanzen wurden mir von Garnelen Guemmer bereitgestellt. Wenn du sowieso vorhast Aquarienzubehör zu bestellen, dann schau dort gerne mal vorbei. Alle Produktlinks in diesem Beitrag sind Affiliate-Links. Mit einem Klick auf diese Links wirst du direkt zum jeweiligen Shop weitergeleitet. Bei Garnelen Guemmer findest du alles, was du für die Aquaristik und das Aquascaping brauchst. Mit einem Kauf über einen Affiliate-Link kannst du mich kostenlos bei meinen weiteren Projekten unterstützen. Dir entstehen dabei keine Mehrkosten. 🙂

Fragen und Antworten

Besonders einfache Aquarienpflanzen die auch ohne eine extra CO2-Versorgung gut wachsen sind Arten wie Rotala, Ludwigia, Anubias oder auch verschiedene Farne und Moose.

Du kannst statt Soil auch Kies oder Sand verwenden, allerdings würde ich für ein gesundes Wachstum der Aquarienpflanzen immer Soil empfehlen. Besonders wenn das Aquarium ohne eine CO2-Anlage betrieben wird, sollten ihnen wenigstens Nährstoffe in Form von einem nährstoffhaltigen Bodengrund oder Flüssigdünger zur Verfügung stehen.

Die Pflegeroutine eines Aqauriums kann nicht pauschalisiert werden, da jedes Aquarium anders ist. Ich empfehle dir aber alle 1-2 Wochen mindestens ca. 25% des Wassers zu tauschen (bei Algenproblemen auch mehr) und die Pflanzen nach einem Wasserwechsel mit Nährstoffen zu versorgen z.B. mit Flüssigdüngern für die Makro- und Mikronährstoffe.

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